Donnerstag, 22. Oktober 2009

Internationales Dinners und internationaler Fußball


Der Besuch meiner Eltern und diverse andere Umstände verhinderten unglücklicherweise einen früheren Eintrag. Ich hoffe ich kriege von den ganzen Ereignissen der letzten 2 Wochen zumindest die Wichtigsten noch auf die Reihe.
Nach diversen Sightseeingaktivitäten stand am Samstag dem 10.10.2009 das lang erwartete Länderspiel zwischen Russland und Deutschland. Trotz diverser Versuche war es uns nicht mehr möglich an eine der heißbegehrten Karten für das Stadion zu kommen. Bei der Suche nach einem ausgefallenen Ort um dieses Spiel doch noch in angemessener Atmosphäre zu genießen, stießen wir auf eine Einladung der deutschen Botschaft zum neuen Lieblingssport aller Deutschen: Dem Public Viewing. Also schnell unnötigerweise auf die Gästeliste eingeschrieben und in einem vollbepackten Trollibus (russischer Kleinbus alà Transit) auf den Weg gemacht. Nach kurzer Wartezeit an der Zugangskontrolle trafen wir zu den Nationalhymnen im Saal ein. Leider war Stimmung während des Spiels eher unspektakulär und so wurde zum eigentlichen Highlight das Schnitzel mit Kartoffelsalat in der Halbzeit. Im Stadion wäre das Spiel sicherlich besser gewesen, aber wann hat man sonst mal die Chance die russische Botschaft in Moskau zu besuchen.
Die folgende Woche verlief größtenteils ereignislos mit Ausnahme eines Friseurbesuchs von Robin, Marc und mir. Dank meiner Teilzeitbetreuerin Sascha ging soweit alles gut und wir sehen zumindest nicht schlechter aus als sonst :). Der Preis für einen Haarschnitt mit Waschen&Föhnen konnte sich mit 120r (3€) auch durchaus sehen lassen. Fotos gibt es von diesem durchaus empfehlenswerten Event leider nicht.

Am folgenden Samstag sollte eigentlich das große russische Dinner stattfinden, welches unsere russischen Mitstudenten für uns organisiert hatten. Dieses wurde leider abgesagt und so musste kurzfristig ein Ersatzprogramm her. Durch den beherzten Einsatz unserer holländischen Freunde konnte in kürzester Zeit ein internationales Buffet organisiert werden an dem sich fast alle anwesenden Nationen beteiligten. Die Holländer steuerten Frikadellen, die Franzosen Käsebrote und der Spanier Tortillas bei. Aber auch die Gerichte der übrigen Kommilitonen bewiesen, dass die Kochkünste sich in den letzten Wochen um einiges verbessert haben. Das Apartment 410 versuchte mit Salaten bei den Mitstudenten zu Punkten. So wurden in Gemeinschaftsarbeit in schmackhafter Reissalat und ein westfälischer Kartoffelsalat produziert und zur Verfügung gestellt. Problematisch gestaltete sich lediglich das Platzangebot, da ein 25 m² für 50 Leute und diverse Tische und Sitzgelegenheiten doch als eher zu klein herausstelle. Aber Essen in Bewegung soll ja gut für die Verdauung sein.
Insgesamt kann man die Veranstaltung als absolut gelungen bezeichnen, da man Kontakt zu Leuten bekam, mit denen man sonst eher weniger zu tun hat. Natürlich musste auch niemand hungrig nach Hause gehen.

Nach dem grandiosen Heimsieg unseres BVBs über die graue Maus aus Bochum am Sonntag, durstete es Robin und mich nach Livefußball. Glücklicher Weise hatten wir uns rechtzeitig mit Karten für das Champions League-Spiel ZSKA Moskau gegen Manchester United eingedeckt. Echt erstaunlich was ein großer Name in einer Stadt wie Moskau ausmacht, denn statt der sonst üblichen 15.000 - 20.000 Zuschauer fanden sich gut und gerne 45.000 Fans, darunter ca. 200 aus England, im Luschniki-Stadium ein. Trotz unseres großen Triumphes an gleicher Stelle vor 2 Wochen, wurden wir Deutschen auf nette Art und Weise begrüßt. Dialoge wie: "Where are you from" - "Germany" - "Ahhhhhh Jurgän Klinsmän" sind mir einfach immer noch liebsten. Das Spiel selbst war leider nicht so nett. Highlights waren die Choreographie der ZSKA-Fans zu Spielbeginn und der Siegtreffer für Manchester in 86. Minute durch den Spieler Valencia.
Der Heimweg in der wie immer überfüllten Metro war dafür ein echtes Erlebnis. Es gab unter Anderem die russische Version von "Wir hüpfen bis die Achse bricht" und Crowdsurfen durch den Wagon.
Ab morgen geht es hier mit hohem Besuch aus Deutschland weiter und ab Dienstag begeben sich Robin, Marc und Sandra auf die Reise zum Baikalsee. Weitere Erlebnisberichte sind also auch in Zukunft garantiert.

Bis Dann
Simon

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Burgeressen im Starlight und Äpfelpflücken im Kreml

Etwas verspätet erscheint diese Woche unser Blog mit den Highlights vom letzten Wochenende. Seit Montag hatten wir alle etwas zu wenig Zeit für unseren Blog. Während Robin einen Artikel für die EUFH News geschrieben hat und sich mit einer Erkältung rumplagt, hat Simon seit Dienstag Besuch von seinen Eltern und ich durfte mich Montag und Dienstag wieder beim Zahnarzt vergnügen. Aber hier direkt eine gute Nachricht: Ich dürfte mit meinen Sitzungen beim Zahnarzt in Russland erst einmal fertig sein. Drückt mir die Daumen, dass ich die neue Füllung vertrage :-)

Zudem haben wir von Simons Eltern viele leckere Sachen aus Deutschland bekommen. Dazu gehört nicht nur deutsche Schokolade, sondern auch Maggi Fix und Knorr Fix Beutel zum Kochen! Letzteres findet man übrigens noch weniger in Moskau, bzw. noch gar nicht. Morgen werden wir dann wahrscheinlich Garnelen in einem französischen Großmarkt einkaufen, um eine leckere Garnelen-Zuchini-Pfanne zu kochen! Aber bevor wir davon berichten werden, erst einmal zu unserem letzten Wochenende. Letzten Freitag stand einmal mehr auswärts Essen gehen auf dem Plan, denn die Restaurantlandschaft hat einfach zu viel zu bieten als das man hier nur einmal im Monat essen geht. Auf Empfehlung unseres französischen Mitbewohners Ben ging es ins Starlight Dinner, einer amerikanischen Restaurantkette in Moskau.

Das Interieur erinnerte an 50er oder 60er Jahre Diner in den USA, ebenso die leicht bekleideten Kellnerinnen. Wer amerikanisches Essen liebt, wird hier auf jeden Fall glücklich. Simon, Robin und ich bestellten ohne lange zu zögern den Burger des Hauses - bestehend aus drei Lagen Fleisch (roh, medium oder gut durch), Bacon, Käse, Gemüse und Chili con Carne, und auf einem Bett aus Pommes serviert. Für 10 Euro ein super Angebot, welches auch sehr gut geschmeckt hat.

Doch die Krönung war der Nachtisch. Hier hatten wir wirklich die Qual der Wahl. Sandra und ich bestellten uns einen Oreokeks-Milkshake (Extraportion zum Nachfüllen inklusive), ein Stück Peanutbutter-Cake und ein Sundaeeis bestehend aus einem warmen Schokobrownie, mehreren Kugeln Eis, Sahne und noch mehr Schnickschnack. Auch Simon ließ sich von dem Angebot verlocken und hatte wie ihr seht einiges zu kämpfen:

Zum Glück liegt das Restaurant nicht allzuweit entfernt von unserem Wohnheim, so dass wir es gerade noch nach Hause geschafft haben. Dort musste dann erst einmal der ein oder andere Wodka für das nötige Gleichgewicht im Magen sorgen ;-)

Am Samstag in der früh gingen Robin, Ben, Sandra und ich dann auf in den Kreml. "Nichts ist über Moskau als der Kreml und über dem Kreml ist nichts als der Himmel", sagt ein altes russisches Sprichwort - ein Muss also für Touristen in Moskau. Aber was ist der Kreml eigentlich? Angefangen als Zarensitz, als Herz der russischen Kirche über die Zentrale des Kommunismus bis hin zum heutigen Machtzentrum der russischen Förderation, präsentiert sich der Kreml als gigantisches Kastell sowohl beeindruckend als auch abweisend. Direkt zwischen dem Roten Platz und der Moskwa ziehen sich die roten, bis zu 5 Meter dicken Mauern einmal um dieses große Areal herum. Innen finden sich neben breit angelegten Straßen und Plätzen mehrere Kathedralen und Kirchen, der Senat, der Präsidentensitz und mehrere Museen.
Mit einer Eintrittskarte für den Kreml kann man zugleich alle Kathedralen besichtigen. Was ich von Anfang an sehr positiv fand, war die Tatsache, dass die von Kontrollzwängen befangenen Russen überhaupt Touristen in ihr allerheiligstes hereinlassen - zumal der Präsident sich tagtäglich in diesem Areal aufhält. Doch auf die Sicherheit wird hier natürlich schon geachtet, dazu gehören nicht eine Kontrolle am Eingang, sondern auch Wachleute im Inneren, die genau darauf achten wo man lang geht. Als ich das erste Foto schießen wollte und dafür über eine weiße Markierung getreten bin, pfiff direkt ein Wachmann und wies mich freundlich auf meine "Grenzüberschreitung" hin.

Mein Highlight der Besichtigung fand direkt zu Beginn statt. Es war die knapp zwanzigminütige Militärparade mit Soldaten in Militäruniformen vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Dazu gehörten auch eine Blaskapelle und ein berittenes Regiment. Insgesamt eine super Choreografie, die von einer teilweise karnevalsähnlichen Musik begleitet wurde. Als Kölner gefällt einem sowas natürlich ;-)


Danach haben wir alle Kathedralen im Kreml besichtigt. Leider konnten dort keine Fotos gemacht werden. Die Ikonen und Gemälde waren jedoch sehr imposant, und auch zu wissen, dass z.B. in der Erzengel-Kathedrale hinter der Altarwand Iwan der Schreckliche ruht, beeindruckt den Besucher. Nach all der Kultur ging es dann erst einmal in den "Secret Garden", in dem sich die Besucher an den zahlreich vorhandenden Obstbäumen erfreut haben. Auch wir wollten es uns natürlich nicht nehmen lassen, einen Apfel zu ergattern. Da wir nicht die ersten waren, die dort einen Apfel pflücken wollten, blieb uns nur die folgende Methode:

In der Rüstkammer dann erwartet eines der reichsten Museen der Welt und das älteste Russlands. Nicht nur Waffen und Schmiedekunst aus dem letzten Jahrtausend werden wir hier ausgestellt, sondern auch Gold- und Silbererzeugnisse, vergoldete und verzierte Evanglien, kostbare Webstoffe und riesige Staatskutschen aus der Zarenzeit. Für mich sehr beeindruckend waren auch die ausgestellten Fabergé Eier. Berühmte Eier wie das Ei mit der transsibirschen Eisenbahn (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Faberge_Train_Egg_Kremlin_April_2003.jpg&filetimestamp=20070403085035) sind hier ausgestellt. Selbst für Leute mit wenig Begeisterung für Museen hat die Rüstkammer einiges zu bieten. Abgerundet wurde der gute Eindruck durch den deutschen Audioguide, den man am Anfang der Führung erhält, und der einem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erklärt.

Nach der Rüstkammer machten wir noch einen Abstecher in den Diamantenfonds - eigentlich bloß ein großer Raum in Form eines abgedunkelten Safes, in dem sich aber unzählige Kostbarkeiten befinden. Darunter der größte jeweils gefundende Goldklumpen (36kg) sowie die Zarenkrone von Katharina II., die mit 5000 Diamenten besetzt ist. Leider kann man nur erraten, welches Stück im Reiseführer jetzt welchem Stück in der Vitrine entspricht, da dort keine Beschriftungen vorzufinden sind. Hier könnten der Museumsdirektor ruhig noch nachbessern.

Mit dem Diamentenfonds endete dann auch unsere Tour durch den Kreml. Ansonsten tat sich an dem Wochenende außer Aufräumen, Einkaufen und Ausruhen nicht viel.
Was es noch aus dem Alltag zu berichten gibt: Am Montag fiel die Toilettenspülung aus, bzw. wir hatten wieder für ein paar Stunden kein Wasser. Heute morgen fiel in der Dusche der Schlauch vom Kran ab und wir durften uns mit einem Eimer und einer Tupperdose duschen :-) Aber schon heute nachmittag haben zwei (!) Handwerker den Schlauch mit einem neuen Dichtungsring repariert. Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Es geht also doch ;-)

Bis zum nächsten Mal! Euer Marc