Montag, 7. Dezember 2009

Cultural Saturday

An diesem Wochenende hatten Marc und ich sturmfreie Bude. Die drei Jungs sind Donnerstag Abend gemeinsam nach Sankt Petersburg verreist und haben uns hier zurückgelassen. Na ja wir waren ja schon dort, von daher war es okay für uns.

Da unsere letzten Wochen bzw. eher schon Tage in Russland angebrochen sind, haben Marc und ich noch ein letztes Mal den Reiseführer durchgeblättert und nachgesehen was wir denn noch unbedingt machen möchten. Zwar gibt es alleine in Moskau und Umgebung noch so viele Möglichkeiten Neues zu sehen und zu erleben, aber jetzt zum Schluss müssen wir Prioritäten setzen. Wir haben daraufhin beschlossen am Samstag die Christi-Erlöser-Kathedrale und das nahe gelegene Puschkin Museum zu besuchen.

Zwar haben wir mittlerweile schon einige Kathedralen gesehen, doch da diese eine besonders große und prächtige Kathedrale mit goldenen Kuppeln ist und zudem auch noch die wichtigste Kirche Russlands, wollten wir uns einen kurzen Besuch nicht entgehen lassen. Und es hat sich auch tatsächlich gelohnt, denn wie ich finde haben russisch-othodoxe Kirchen ihren ganz eigenen Charm und sind in ihrem Glanz kaum mit Kirchen in Deutschland zu vergleichen. Kein Wunder, dass die Religion hier in Russland grade einen neuen Aufschwung bei jungen Leuten erlebt. Interessant ist noch, dass die Kirche 1931 von Stalin gesprengt wurde, da sie Platz machen sollte für ein weiteres Zuckerbäckerhochhaus, jedoch 1994 wiederaufgebaut wurde nach altem Vorbild.

Nach dem Abstecher in der Kathedrale ging es dann weiter in das Puschkin-Museum. Da das Museum mit insgesamt über 500.000 Exponaten nach der St. Petersburger Ermitage die größte Sammlung des Landes ist, beschlossen Marc und ich nur einen Bruchteil des ganzen zu besichtigen. Uns hat besonders die Impressionistensammlung interessiert mit Vertretern wie Renoir, Monet, Cézanne etc. und weitere moderne Kunst wie Picasso, den Marc übrigens besonders mag. Da das Fotografieren im Museum nicht erlaubt war, gibt es nur zwei von schlechterer Qualität.


Da wir auch noch einige Restaurants hier in Moskau probieren möchten, ging es danach direkt weiter in den Juggernaut Express. Das Restaurant soll laut Reiseführer die beste vegetarische Küche in Moskau servieren. Es handelt sich dabei um ein Self-Service-Restaurant mit einer guten Auswahl vegetarischer Gerichte - allerdings für Russland typische kleine Portionen. Also ruhig mehrers auswählen! Zwar haben wir in Moskau auch schon besser gegessen, trotzdem war ich sehr glücklich endlich mal wieder viel Auswahl an fleischlosen Gerichten zu haben und das zu normalen Preisen. Und so ging der "Cultural Saturday" dann auch vorbei und wir waren doch ziemlich müde als wir im Wohnheim ankamen.

Diese Woche steht neben der Uni auch noch einiges auf dem Plan, was wir vorhaben. Ich kann für mich nur sagen, dass ich auf jeden Fall traurig sein werde, wenn wir abreisen, auch wenn ich mich gleichzeitig bereits sehr auf zu Hause freue. Vieles - wie zum Beispiel die Uni - ist hier einfacher als zu Hause und viele, viele andere Sachen - wie zum Beispiel einfache Konversationen im Restaurant - dafür schwerer. Die letzten Tage werden wir wohl alle versuchen noch so gut es geht zu nutzen, bis wir uns leider erst einmal von Russland und Moskau verabschieden müssen.

Sandra

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Sun und Marc in St. Petersburg

Nach längerer Abwesenheit aus dem Bloggeschehen, wird jetzt auch von mir wieder ein Eintrag erscheinen. Es gibt auch einiges zu berichten, denn vorletzte Woche ging es nur für Sun und mich nach St. Petersburg. Ungewohnte Zweisamkeit über ein kurzes Wochenende ;-)

Geplant war, nach St. Petersburg über Nacht mit dem Zug zu fahren, und mit dem Flugzeug zurückzufliegen. Das Flugzeug war billiger als die Zugfahrt zurück, denn es gab nur Plätze der 2., und nicht mehr in der 3. Klasse. Los ging es dann Donnerstag Abend. Der Zug stellte sich als ausgesprochen komfortabel heraus. Es scheint so zu sein, dass zwischen den größeren Städten um Moskau herum komfortablere Züge fahren als z.B. nach Sibirien. 8 Stunden dauerte die Fahrt, von der wir aber die meiste Zeit schliefen. Lustig war ein älterer Nachbar neben uns, der am Abend noch ruhig da saß, nachts aber gar nicht schlief, sondern lieber eine Flasche Vodka und ein Bier leerte. Am nächsten Morgen war er dann wie erwartet sehr redselig und quatschte uns den kompletten Morgen bis zur Ankunft über das Studieren, seine teure und antike Uhr, seine bisherigen Jobs etc. zu.

In St. Petersburg angekommen, war es gerade einmal 6 Uhr, und wir haben uns direkt auf zur Metro gemacht. Die ist in St. Petersburg vom Streckennetz her ein ganzes Stück kleiner als in Moskau, und fährt auch nicht in so einer hohen Frequenz. An der ein oder anderen Stelle weist das Netz auch noch die ein oder andere Lücke auf, insbesondere an für Touristen wichtigen Punkten. Was es in Moskau allerdings nicht gibt, sind die Mauern auf den Bahnsteigen. Diese haben Türen wie bei Fahrstühlen, die erst aufgehen, wenn die Metro vorgefahren ist. So will man wohl Unfällen und Selbstmorden vorbeugen:



Von der Metro aus haben wir uns auf dem Weg zu unserem Hotel gemacht. Dies lag nur wenige Minuten von der Station entfernt, und machte einen sehr guten Eindruck auf uns. Leider konnten wir (wie aber auch erwartet) noch nicht einchecken, daher ließen wir zuerst unser Gepäck dort, um uns schon mal auf die Sightseeingtour zu begeben.

Als erstes ging es zum Newskij Prospekt, der bekanntesten Straße in St. Petersburg. Hier herrschte auch schon früh am morgen viel Betrieb. Die Architektur der Gebäude fasziniert einen sofort, und so sollte es auch für den Rest der Reise bleiben:


Nach einer Stärkung in einem schönen Cafe, haben wir uns die erste Kathedrale angesehen. Diese fiel sofort durch ihre ungewöhnliche Architektur auf. So sehen in Russland eher die Regierungsgebäude aus:



Danach ging es zum Schlossplatz, dem berühmtesten Platz von St. Petersburg, und historisch genauso wichtig wie der rote Platz in Moskau. Hier wurde in den Revolutionsjahren (so 1918) viel Blut vergossen, als sich die letzten Regierungsmitglieder, die die Bolschewiken (Kommunisten um Lenin und Stalin) verhaften wollten, im Eremitage versteckten.


Das Eremitage liegt auf der linken Seite des Schlossplatzes und ist die ehemalige Residenz des Zaren, Peter des Großen, und wird auch Winterpalast genannt. Heute ist das Eremitage ein Museum, das sowohl die Palasträume aus der Zarenzeit zeigt, als auch eine riesige Sammlung verschiedener Gemälde. Das Innere des Eremitage haben wir später am Tag besucht, denn zu so früher Stunde hatte es noch geschlossen.


Am Ufer der Newa entlang ging es zum Ehernen Reiter, ein Monument für Peter den Großen. Dieses haben wir auch noch einmal Nachts gesehen, beide Male war es beeindruckend.



Hier folgen jetzt direkt ein paar Bilder aus dem Eremitage, denn dahin ging es nach dem Ehernen Reiter zurück. Das erste zeigt einen Ballsaal des Zaren, der vor Prunk und Gold nur so strotzt:



Von Gemälden her hatte das Eremitage alles zu bieten, von Rubens, Cezanne, da Vinci, van Gogh, Picasso und so weiter. Super war, dass russische Studenten (zu denen wir hier auch zählen), freien Eintritt bekommen. Zudem gibt es hier für wenig Geld einen Audioguide, der einem zu vielen Räumen und fast jedem zweiten Bild etwas erzählt.
Hier ein ein paar meiner Favouriten.



Stillleben von einem deutschen Künstler (Name vergessen).



Leonardo da Vinci. In Farbe ;-)



Pablo Picasso - Bauersfrau.


Nach 5 Stunden im Museum waren wir schon ziemlich geschafft. Danach ging es zu Fuß zurück in Richtung Hotel. Um 16.30 Uhr war es bereits dunkel, und man konnte die wunderschönen Gebäude entlang der Newa bestaunen. Während in Moskau an dem ein oder anderen Gebäude oder Brücke an der Beleuchtung gespart wird (wegen der Finanzkrise), wird in St. Petersburg alles was geht beleuchtet. Entsprechend imposant ist das Bild, was sich einem Nachts bietet:



Im Hotel hat uns ein sehr schönes Zimmer erwartet, dass das Geld allemal wert war. Massagedusche, Fußbodenheizung, Bademäntel, darauf hatten wir uns nach einem langen Tag sehr gefreut. Ebenfalls das Frühstück war sehr gut und reichhaltig, hier gab es also nichts zu meckern ;-)

Samstag vormittag ging es zur St. Isaaks Kathedrale, denn von dort hat man den schönsten Blick über ganz St. Petersburg. Nach vielen Stufen ergibt sich dann folgendes Bild:


Für den Nachmittag hatten wir uns den Besuch des Bernsteinzimmers außerhalb St. Petersburg vorgenommen. Dieses wurde im zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten gestohlen (bzw. abmontiert) und ist seitdem spurlos verschwunden - jedoch wurde es komplett nachgebaut. Am Bahnhof standen wir dann leider mehr als eine halbe Stunde vor den Schaltern, und es bewegte sich nichts, so dass wir uns für eine andere Sehenswürdigkeit entschieden. Da merkte man dann doch, dass wir immer noch in Russland waren...
Letztendlich fuhren wir zur Peter-und-Paul-Festung, die in St. Petersburg selbst liegt. Auch nicht ganz unkompliziert dorthin zu gelangen, da die entsprechende Metrostation geschlossen hatte. Die Ansage wurde erst durchgegeben, als wir schon in der Metro drin waren. So rauschten wir dann an der Station vorbei, und fuhren mit einem Bus wieder zurück.
Die Peter-und-Paul-Festung ist die Keimzelle St. Petersburgs und beherbergt mehrere Museen sowie die berühmte Peter- und Paul-Kathedrale. Die Festung gleicht einer Insel mit massiven Mauern, an deren Außenseite es sogar mehrere Strände gibt. Im Sommer sonnen sich Touristen und Einheimische dort gerne. Das nächste Bild zeigt die Peter-und-Paul-Kathedrale:
Viele Zaren sowie deren Familien liegen in der Peter-und-Paul-Kathedrale begraben, darunter Zar Alexander II., der 1918 von den Kommunisten in Jekatarinburg mit seiner Frau, seinen drei Töchtern, seinem Sohn und seinen Dienern ermordert wurde. Das Innere der Kirche ist entsprechend gefüllt mit Gebilden aus Marmor, unter denen in zwei Metern Tiefe die Särge in einem Mausoleum liegen:


Das interessanteste Museum war das Gefängnismuseum. Hier wurden Ende des 19. Jh bis kurz nach Ende des 1. Weltkrieges viele Personen gefangen gehalten, deren Namen man in sämtlichen Geschichtsbüchern und -texten über Russland liest, darunter z.B. Schriftsteller Maxim Gorki (daher der Name Gorki Park in Moskau).


Nach der Peter-und-Paul-Festung haben wir uns dazu entschieden, zum Restaurant The Idiot zu gehen. Dieses wurde in Simons Reiseführer (@Simon: danke nochmal fürs Ausborgen ;-) ) empfohlen und war den langen Weg durch den Regen wert. Obwohl es in dem Restaurant nur vegetarische und Fischgerichte gab, würde ich dort jeder Zeit wieder hingehen. Ich hätte nicht gedacht, dass man aus den Zutaten, die die Speisekarte nannte, solche Gerichte zaubern kann. Dazu gab es einen leckeren Glühwein, der uns schön vom kalten Regen aufwärmte.



Zurück ging es nochmal am Schlossplatz und Eremitage vorbei, ein toller Anblick bei Nacht:



Am letzten Tag, Sonntag, haben wir das Gostinii Dwor besucht - das Gum von St. Petersburg. Allerdings wurden wir etwas enttäuscht, denn mit dem Gum Einkaufszentrum von Moskau ist das Gostinii Dwor nicht wirklich zu vergleichen. Daher auch kein Foto ;-) Die letzte Sehenswürdigkeit war eine Kathedrale, die gewisse Ähnlichkeit hat mit der Basiliuskathedrale in Moskau:

Danach ging es auch schon wieder zurück zum Hotel, um unser Gepäck abzuholen, und dann auf zum Flughafen.
Tja, und welche Stadt ist denn jetzt schöner? Das fragt mich jeder, aber ich kann die Frage nicht wirklich beantworten. Von der Architektur macht St. Petersburg den schöneren Eindruck, und auch die Leute scheinen dort netter zu sein. Viele halfen uns gerne weiter, man spricht sogar deutsch und englisch. Auch viele Wegweiser gibt es in zwei Sprachen. Sowas gibt es in Moskau schon mal nicht. Moskau hat jedoch andere Reize, die man erst entdeckt, wenn man länger hier ist. Auf jeden Fall würde ich mich wieder für Moskau entscheiden, wenn es um ein Auslandssemester ginge ;-)
Bis zum nächsten Mal!

Dienstag, 24. November 2009

BJJ in Moskau und Ausflug nach Kolomna



In Moskau ist es inzwischen wieder etwas wärmer geworden, also dachte ich mir, dass ich auch mal wieder aus dem vorübergehenden Winterschlaf zu erwachen und einen Eintrag zu schreiben.
Seit meinem letzten Eintrag ist einiges geschehen. Zuerst einmal war meine Lieblingsfreundin Nicola für 8 Tage zu Besuch. Neben dem Standartprogramm Kreml, Roter Platz, Mumus, Christi-Erlöser Kathedrale machten wir auch einige Abstecher in mir neue Teile von Moskau.
Der persönliche kulturelle Höhepunkt war für mich das neue Puschkin-Museum in dem hauptsächlich die Werke impressionistischer Künstler ausgestellt sind. Bilder von Monet, Picasso und Matisse könnte ich mir stundenlang ansehen. Vielleicht kann mir jemand mal ein solches Werk für meine Wohnung spendieren :). Auch das alte Puschkin-Museum konnte z.B. mit dem Schatz von Troja bei mir punkten. Um den Kulturschock zu vervollständigen besuchte ich ebenfalls die Tretjakow-Galerie. Diese ist mit ihren ca. 140.000 Werken eine der größten Kunstsammlungen. Allerdings hat man nach der ersten Stunde schon fast einen Overload, so dass wir uns nach einer Weile nur noch die bedeutendsten Werke ansahen.
Die eigentliche Intention dieses Postings ist aber meinen Lieblingssport und seine Ausübung in Moskau vorzustellen.
Da ich in Deutschland ja bereits seit einiger Zeit verschiedene, aber artverwandte Kampfsportarten ( Brazilian Jiu-Jitsu) mit großer Leidenschaft trainiere, wollte ich auf diese sportliche Betätigung in Russland ebenfalls nicht verzichten. Also bereits in Deutschland im Internet nach einer geeigneten Trainingsmöglichkeit gesucht und schockiert festgestellt, dass es in einer Stadt mit 15 mio. Einwohnern lediglich eine BJJ-Schule gibt. Die Russen sind mit ihrer Nationalsport Sambo, Judo und Ringen anscheinend bestens beschäftigt. Dieser eine Club macht allerdings einen hervorragenden Eindruck: Sehr saubere und gepflegte Räumlichkeiten, kompetenter Trainer und lauter nette Leute. Dafür nimmt man auch gerne einmal 45 min. Fahrtzeit pro Weg auf sich. Nachdem zu Beginn das Training mit lediglich 10 Personen stattfand, kamen gestern bereits über 35 Leute zur Trainingseinheit. Ich hab keine Ahnung was diesen plötzlichen Boom hier entfacht hat. Das Level beim Training, gerade mit Kimono/Gi ist hier und trotz der allgemein niedrigen Graduierung, sehr hoch. Das liegt vor allem daran, dass fast alle in Kindesjahren mit Judo oder Sambo angefangen haben und nun lediglich umschulen.
Einzige Negativpunkte im Training sind der russische Kampfgeist (Warum denn im Armhebel abklopfen?) und die mangelnden Englischkenntnisse. Glücklicherweise habe ich den ein oder anderen Dolmetscher identifizieren können.
Vor zwei Wochen stand aus sportlicher Sicht ein Höhepunkt auf dem Programm. Ein Capoaira-Club veranstaltete ein Seminar mit den Schwarzgurten Max Carvalho und Ze Radiola. Letzterer ist u.a. Trainer des diesjährigen ADCC-Siegers Braulio Estima gewesen. Von Freitag bis Sonntag wurde also trainiert was das Zeug hielt. Dabei lernte ich neben einigen bereits bekannten Sachen, auch einige neue Techniken, die ich sicherlich nach Deutschland importieren werde. Ich kann allerdings nachvollziehen, wie Profi-Sportler 5-6 Tage die Woche trainieren können, da mir bereits nach 3 Tagen im Training die Knochen weh taten. Naja der Zahn der Zeit nagt eben auch an mir :).
Eine Woche später fand dann die langerwartete Moscow Adcc-Grappling Challenge statt. Am Freitag noch ein Warm-Up mit Slawek Szamota, dem einzigen Black-Belt aus Polen eingeschoben und am Samstag um 9.30 zur Waage erschienen. Die Halle war mit ca. 100 Teilnehmer völlig überfüllt und die ganze Veranstaltung wurde zur organisatorischen Katastrophe. Die Auslosung von 5 Gewichtsklassen für 2 Leistungsklassen dauerte gute 3 Stunden, so dass um 13.00 mit dem Rule-Meeting begonnen wurde. Ich startete in der -88kg "Professional" Klasse. Mein erster Kampf fand dann auch tatsächlich um 16.00 Uhr statt, gute 6 Stunden nach meinem Einwiegen. Diesen konnte ich gegen einen Samboka aus Moskau nach guten 2 Minuten durch Mata Leon gewinnen. Ich ruhte mich allerdings zu sehr auf meiner Zufriedenheit über den ersten Sieg aus und musste den 2. und 3. Kampf verloren geben. Schlussendlich landete ich also auf dem 4. Platz und muss leider mit Blech nach Deutschland zurückkehren. Erwähnenswert ist noch, dass mein 3. Kampf um 21.30 statt fand.
Im ganzen Turnierverlauf konnte man den unterschied zwischen Turnieren in Deutschland und Russland sehen. Die Russen sind alle sehr versiert in den verschiendsten Kampfstilen und dementsprechend ehrgeizig. Die Leute lassen sich auch trotz einer russischen Meisterschaft im
Sambo, gerne in die Beginner-Klasse einstufen. So war es wirklich verwunderlich, dass es keine ernsthaften Verletzungen in dem Turnier gab. Ich habe noch nie soviele Suplexe auf den Nacken, Slams und Judowürde gesehen. Aufgeben kommt im Wortschatz der Russen eher selten vor. Im Armhebel wurde erst kurz vor dem Armbruch abgeklopft und einige Leute fanden sich nach einem Würger schnell im Land der Träume wieder.
Das Turnier wurde insgesamt von den Ringer dominiert, da denen das ADCC-Regelwerk sehr zu gute kam. Auf jeden Fall war das Turnier ein riesiges Erlebnis, auch wenn ich die deutsche Organisation jetzt sehr zu schätzen weiß. Mir wurde mitgeteilt, dass der letzte Kampf des
Turniers um 0.30 stattfand. Stolze 15 Stunden Turnier wird wohl kaum jemand erlebt haben.

Während meine Zimmernachbarn durch Sibirien wanderten, schloss ich mich einem Angebot unserer Hochschule an und unternahm einen netten Ausflug in das ca. 100km entfernte Kolomna, eine der ältesten Städte im moskauer Umland. Dort gab es, neben einem Kreml und einem Kloster, auch ein russisches Heimatmuseum. In diesem wurde dann den Austauschstudenten die russische Kultur ein wenig näher gebracht. Es wurden verschiedene Bräuche und Wettbewerbe von Dorffesten erklärt. Letztere durften auch noch getestet werden. Da die russischen Mitreisenden alle eher schmächtig waren, musste ich auch gleich noch als Aushilfsbaum ran :). Leider fand das ganze Programm auf russisch statt, so dass ich leider nur wenig folgen konnte. Der Ausflug war auch wieder ein Beispiel an russischer Organisationskunst : Trotz verspätetem Start um gute eine Stunde und dauerhaftem Verfehlen des Zeitplans waren wir am Abend wieder pünktlich in Moskau :))


Die nächsten Tage stehen dann wieder einige normale Aktivitäten auf dem Programm wie z.B. das Spiel ZSKA gegen den VFL Wolfsburg, ein Eishockeyspiel und der Besuch eines alten Bunkers auf dem Plan fürs Wochenende.
Außerdem kommen auch die Kollegen aus Jekaterinburg vorbei.

Freut euch also auf ein neues Update.

Simon


Dienstag, 17. November 2009

"Diese Kirche arbeitet nicht"

Dass unsere Einträge über vergangene Ereignisse erst nach einiger Zeit folgen, wissen ja die treuen Leser unsere Blogs bereits. Daher kommt heute ein Eintrag über die Highlights des vorletzten Wochenendes und der letzten Woche ;-)

Nachdem wir erst Donnerstags vom Baikalsee zurückgekehrt sind, ging es Samstag direkt auf die nächste - wenn auch kürzere - Reise. Unsere Dienstags-Russischlehrerin Ludmilla lud uns auf eine Exkursion in die Stadt Uglitsch ein. Eigentlich ein Ausflug mehrerer Sprachlehrerinnen der Plekhanov, an dem aber auch einige Studenten teilnahmen. Den Versprechungen von Ludmilla ("Das ist eine sehr interessante Ausflug") glaubten wir natürlich und begaben uns um 8 Uhr zum Bus, während andere Studenten grad vom Freitagnachtleben zurückkamen. Das die Fahrt nach Uglitsch im doch recht engen Bus 4 Stunden dauern würde, erfuhren einige erst, als wir gerade losfuhren. Nach unserem Tripp zur Olchon-Insel waren Ben, Robin, Sandra und ich jedoch schon abgehärtet.

Interessant war auf der Fahrt nach Uglitsch wieder einmal das Temperaturempfinden der Russen zu erleben. Dass (vor allem die russischen Frauen) es gerne mollig warm haben, durften wir ja schon in der Transsib erleben. Die Heizung im Bus wurde ebenfalls voll aufgedreht, und natürlich hatte ich das Glück, direkt im warmen Luftstrahl zu sitzen. Nachdem ich irgendwann nur noch im T-Shirt da saß, sagte ich unserem netten Reiseleiter, dass es hinten im Bus doch recht warm ist - die Heizung wurde direkt abgestellt. Nach 10 Minuten wurde es langsam angenehm (nur noch ca. 25 Grad), doch auf einmal beschwerten sich die Frauen vor mir, dass es "очень холодно" sei - also sehr kalt. Wohlgemerkt, saßen sämtliche Frauen (außer den internationalen) die gesamte Busfahrt mit ihren dicken Pelzmänteln in ihren Sitzen. Dazu wurde schon ordentlich Alkohol in die Kaffeebecher gekippt. Auch interssant: ich habe irgendwann auch meine Jacke angezogen - aber nur, weil das Kondenswasser an den Fenstern wasserfall ähnliche Züge annahm und eine Pulloverhälfte nach einem halbstündigen Nickerchen komplett durchnässt war...

Als wir dann in Uglitsch das erste Mal aussteigen konnte, war es auf jeden Fall eine Wohltat für den Körper. Uglitsch selbst ist eine eher kleine Stadt mit nur 40.000 Einwohnern. Neben einigen Kirchen hat die Stadt sogar einen eigenen Kreml. Doch nach unserer Sibirienreise hatten wir schon "ziemlich viele" Kirchen gesehen, daher konnte man uns vier nicht sooo sehr für diese, auch nicht gerade außerordentlichen, Bauwerke begeistern. Jedoch stand auch nur eine Kirche auf dem Programm, da die erste Kirche renoviert wurde. Ludmilla sagte nur: "Diese Kirche arbeitet heute nicht". Siehe Bild:



Übrigens begleiteten uns auf dem Ausflug auch ein paar russische Studentinnen der Plekhanov, deren Kopfschmuck ich ebenfalls interessant fand (heute gibts nur interessantes im Blog ;-) ):



Solche "Mützen" sieht man hier übrigens öfter, und man kann sie auch auf allen möglichen Märkten kaufen. Ob man damit jedoch durch den Zoll kommt...

Eigentliches Highlight der Tour war allerdings das Museumstheater "Familienglück" in einer Kaufmanssteestube. Hier erwarten einen Liveaufführungen verschiedener Ensembles und kurze Theaterstücke, die das Leben vergangener Zeiten zeigen. Leider waren sämtliche Vorführungen auf Russisch, so dass wir nicht allzu viel von den Darbietungen verstanden.



Im unteren Teil der Teestube gab es dann reichhaltiges Essen für die gesamte Gruppe. Солянка (sprich "Soljanka", eine russische Suppe, die ich mindestens so gerne mag wie Bortsch), Kartoffelpüree mit Rind, diverse Beilagen und Zimtschnecken. Da Sun und ich als letztes in den Raum kamen, waren leider nur noch zwei Plätze frei. Und zwar direkt an der Tanzfläche. Dass wir hier zum Tanzen oder sonstigen aufgefordert werden, war uns direkt klar. Als erstes durfte ich mit der Frau im Ensemble einen Zigeneunertanz tanzen, danach war Sun dran. Hier ein kurzer Schnappschuss von Sun:



Irgendwie schien ich während sämtlicher Darbietungen der Liebling der Sängerin (und Tänzerin) zu werden, da ich sie des öfteren auf meinem Schoß sitzen hatte oder sie sonst was mit mir gemacht hat. Natürlich sehr zur Erheiterung der ordentlich trinkenden Studenten und Lehrerinnen. Einen Schnappschuss gibt es leider nicht. Ob Sun zum Fotografieren zu geschockt war? ;-)

Nach diesem Abenteuer wurden in den umliegenden Geschäften noch ordentlich Alkohol (das Gebräu aus dem Museumstheater, etwas wie Pflaumenliquer, das nach BBQ-Sauce schmeckt) für den Abend eingekauft, und dann ging es aber auch schon zurück nach Moskau.

Am darauffolgenden Sonntag ging es ins Moskauer Staatsballett: Schwanensee wurde im Kreml aufgeführt. Ob es die Originalbesetzung aus dem Bolshoi-Theater war, wissen wir bis heute noch nicht, aber nichtdestotrotz war die Aufführung super - sowohl von der Musik als auch von den Tänzen (auch wenn ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe). Schade war nur, dass wir uns vorher die Geschichte nicht durchgelesen haben, so war das ganze doch recht schwer zu verstehen. Sollten Sun und ich noch in die Nussknackeraufführung gehen, werden wir uns vorher die Geschichte mal bei wikipedia zur Gemüte führen. Hier ein paar Eindrücke:





Das soll es dann für heute gewesen sein. Bis zum nächsten Mal!

Freitag, 13. November 2009

Landeinwärts - Mit der Transsib durch Russland

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

lange nichts mehr von mir gehört - ja es tut mir auch Leid, aber wie das so ist hat man immer was zu tun. Wie bereits von Robin angekündigt folgt nun der Bericht unserer Reise zum Baikalsee und zurück. Nach Caros Verabschiedung am Dienstag mussten Marc, Robin und ich noch schnell unsere letzten Sachen in den Rucksack stopfen, denn abends ging für uns auch schon der Flug nach Irkutsk, wo wir dann am nächsten Morgen (durch die 5 Stunden Zeitverschiebung) ankamen.



Mittwoch, 28. Oktober



Nach einer sehr kurzen Nacht mit nur 3 Stunden Schlaf im Flugzeug began unsere Suche nach dem Busbahnhof, denn da sollten wir unseren Roommate Ben treffen. Bei frostigen Temperaturen von -14°C mussten wir also einen Weg finden, um dorthin zu gelangen. Was nach einiger Sucherei auch geklappt hat! Ben trafen wir dann mit einiger Verspätung in einem russichen Schellrestaurant - auch er war ziemlich kaputt, aber wen wundert das schon nach 80 Stunden Fahrt mit der Transsib!!! Unser erster längerer Stopp sollte die größte Insel im Baikalsee werden: "Olchon". Mit einer Länge von 72 km kann man sich kaum vorstellen, dass es sich um eine Insel handelt, die sich in einem See befindet, aber wenn man sich vor Augen hält welche Außmaße der Baikalsee erreicht (größte Süßwasserquelle der Welt!), dann kann man sich auch vorstellen, dass knapp über 2000 Einwohner abgeschieden von der Außenwelt auf dieser Insel leben.



Nach einigen Verhandlungen mit diversen Taxifahrern in Irkutsk, hatten wir für die 300km Strecke nach Olchon für 4 Personen einen Preis von 3500 Rubel ausgehandelt (ca. 80€). Wenn man sich vorstellt, dass die Taxifahrt mehr als 7 Stunden dauert, dann war das wohl ein ganz günstiges Angebot. Wahrscheinlich auch daher, da unser Taxifahrer selber noch nie diese Route gefahren ist und keine Ahnung hatte was auf ihn zukommt. Wie sich herausstellte, was das letzte Drittel der Strecke nicht mehr asphaltiert und nach einigen dicken Steinen und Löchern in der Straße, die das Auto (alter Subaru - kein Geländewagen) aushalten musste, merkte man dem Fahrer deutlich an, dass er es bereute uns dorthin zu fahren. Zwischendurch waren wir uns auch nicht ganz sicher, ob er uns jetzt nicht einfach ganz alleine in der Pampa stehen lässt.






Nach 7 Stunden Gruppenkuscheln (es war echt eng) und immer wieder der gleichen CD der Scorpions kamen wir abends endlich in "Nikita's Homeplace" an. Dies sollte für die nächsten zwei Tage unser zu Hause sein. Als die einzigen Gäste zu diesem Zeitpunkt haben wir für einen fairen Preis 2 Doppelzimmer bekommen, die zwar spärlich eingerichtet, dafür aber sehr gemütlich und vorallem warm waren.




Da es auf der Insel leider kein fließendes Wasser gibt, mussten wir uns damit abfinden in den nächsten Tagen eine "Bio-"Toilette zu nutzen und zum Duschen in die Banja zu gehen. Später am Abend erwartete uns in der Kantine noch ein traditionelles Essen und als besonderes Highlight eine kleine, freche Katze, die ununterbrochen (auch den nächsten Tag) versucht hat unser Essen zu stehlen. Direkt vor der Tür unseres Schlafplatzes lebte zudem ein ganzes Rudel kleiner Hunde, in die wir uns direkt verliebt haben. So gerne hätten wir einen mitgenommen...



Donnerstag, 29.Oktober


Für den nächsten Tag hatten wir eine Jeeptour gebucht. Unser Leiter Sergej sollte uns einmal rund um den nördlichen Teil der Insel fahren, um uns dort die schönsten Plätze die Olchon zu bieten hat, zu zeigen. Zwar war es wahnsinnig kalt, aber mit Sicherheit ein Erlebnis, dass wir alle so schnell nicht vergessen werden. Die wunderschöne unberührte Natur mit freilebenden Tieren (z.B. Wildpferde) und das Gefühl man wäre alleine auf der Welt - soetwas erlebt man in der Großstadt ja eher selten. Bei einem selbstgemachten Mittagessen über dem offenen Feuer konnten wir uns schließlich aufwärmen und eine typische Fischsuppe mit dem Omul-Fisch, der im Baikalsee gefangen wird, probieren.




Abends stand dann noch ein Banja-Besuch auf dem Plan. Wenn es auch keine Duschen gab, so konnte man sich zumindest warmes und kaltes Wasser zusammenmischen um sich zu waschen - die nächsten Tage sollte noch nicht einmal das mehr möglich sein.

Freitag, 30. Oktober

Morgens früh los mit dem Bus, um den Rest des Tages in Irkutsk zu verbringen, wo wir dann auch am frühen Nachmittag ankamen. Entlang der Karl-Marx-Straße sahen wir uns verschiedene Einkaufsgeschäfte an und staunten auch nicht schlecht, als uns plötzlich ein Kamel von links überholte. Mit unserem schweren Gepäck ging es dann zum weiteren Sight-Seeing in diverse Kirchen (okay mit meinen 8 Kilo hatte ich im Gegensatz zu Marc mit 15 Kilo wenig Gepäck, aber für mich was es trotzdem schwer). Als uns dann die Rücken zu sehr weh taten machten wir uns auf die Suche nach einem Platz für ein Abendessen und wurden schließlich im Café Krendl fündig. Dort gab es typisches russisches Essen à la Mu Mu's und ich muss sagen es schmeckt mir immer besser.



Danach ging es auf zum Bahnhof - unsere erste Fahrt mit der Transsib! Dort angekommen erinnerte uns das Bild an wartende Immigranten in New York in den 1920ern.





Mit kleiner Verspätung waren wir froh endlich im Zug zu sein. 40 Stunden nach Omsk in der dritten Klasse (Platzkart). Wir waren doch recht überrascht wie eng es dann tatsächlich ist. In einem Zugwagon gibt es je circa 8 "offene Abteile" mit 6 Betten, so dass sich in einem Waggon 48 Reisegäste und 2 Damen, die sich um alles organisatorische kümmern, aufhalten. Da die durchschnittliche Temperatur im Zug bei 27°C liegt und man warm angezogen von draußen kommt, kommt man erstmal ordentlich ins Schwitzen bis man sich endlich in bequemere Klamotten geschmissen hat und sein Gepäck irgendwo wo Platz ist, verstaut hat. Für die ganzen Menschen im Zug gibt es 2 winzig-kleine Badezimmer mit ekligen Toiletten und Waschbecken - Duschen kann man vergessen, einfach kein Platz. Für alle unsere Zug-Reisen hatten wir obere Betten reserviert, was - wie sich herausstellte - nicht die beste Idee war, denn nur auf den unteren Betten war es möglich sich auch hinzusetzen. Da wir aber eigentlich immer nette Nachbarn hatten, konnten wir meist gemeinsam unten sitzen.




Nachts sollte man nicht mit einem allzu festen Schlaf rechnen, denn besonders wenn man groß ist und die Füße über das Bett hinausragen, laufen während der ganzen Nacht Passagiere dagegen, die entweder den Zug verlassen oder einfach auf Toilette möchten. Die Betten sind zudem nicht sehr weich, so dass man nach einiger Zeit gezwungen ist die Stellung zu wechseln. Nichstdestotrotz ist der Zug sehr geräuscharm, der er nur mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h fährt und dies wiederum hilft dem Schlaf.


Was es mit den russischen Leuten auf sich hat, lernten wir besonders auf dieser Fahrt kennen. Mit fast allen wurden zu Beginn nur wenige Worte gewechselt (und wenn dann natürlich nur auf Russisch) - man beobachtet erst einmal seinen Gegenüber. Am zweiten Tag war dann das Eis gebrochen und Marc, Ben und ich redeten mit der Familie unter uns und Robin mit den Damen aus seinem Abteil. Bis dann irgendwann eine Schulklasse 13-jähriger auf uns aufmerksam wurde, so dass wir plötzlich nur aufgrund dessen, dass wir Ausländer sind zu Stars wurden. So durften wir uns dann in den Heften der Kinder mit ein paar deutschen Grußworten - Ben natürlich französisch - verewigen. Der Höhepunkt war jedoch das Geschenk der älteren Damen an Robin: ein Beutel Speck mit Knoblauch und zwei Tannenzapfen zum Verzehren. Lecker...


Sonntag, 01. November


Unser Tag in Omsk begann in einem sehr schönen Café im Stadtzentrum. Dort konnten wir uns sehr preiswert für den Tag stärken. Problematisch war es auf der Toilette, da das Licht leider kaputt war, mussten wir uns im Dunkeln zurechtfinden. Ben wurde zwar eine Lampe, die man sich um den Kopf binden kann (wie man es bei Mienern kennt) angeboten, aber wir haben uns dann doch für das kleine Licht am Handy entschieden.


Omsk ist eine der größten Städte in Russland und zudem auch noch sehr schön. Bei unserem Stadtspaziergang haben wir verschiedene Kirchen, Monumente und Statuen, so wie den "faulen Arbeiter" gesehen.



Omsk hat einige sehr schöne Gebäude zu bieten, die nicht unbedingt an eine Großstadt erinnen. Zudem gab es wie in Köln die Hohenzollernbrücke auch dort eine Brücke mit Schlössern, wo sich Pärchen für immer vereinen können. Im Museum konnten wir noch einiges über die lokale Geschichte von Omsk lernen - so zum Beispiel auch, dass es in Omsk sehr viele Einwohner mit deutschen Hintergrund gibt. Sehr interessant, das erklärt wohl auch, dass jedes zweite Schuhgeschäft deutsche Schuhe verkauft hat.


Nach einer kleinen Shopping-Tour durch den Adidas-Shop, gab es dann abends Essen im TGI Friday's. Die nächste Nacht ging es wieder weiter 13 Stunden nach Jekaterinburg.



Montag 02. November


Sehr, sehr früh am Morgen kamen wir in Jekaterinburg an. Im Café vertrieben wir uns ein bisschen die Zeit, damit es um 6 Uhr dann mit Metro und Bus auf die Suche gehen konnte nach unserem Hostel. Zum Glück hat Judith - eine deutsche Kommilitonin, die grade dort studiert - uns ein Hostel rausgesucht in dem wir bis zum nächsten Tag bleiben konnten. Es handelte sich dabei um eine kleine relativ typisch russisch eingerichtete Wohnung (soweit ich das einschätzen kann). Da wir schon lange keine Dusche mehr gesehen hatten, waren wir froh endlich mal wieder ein richtiges Badezimmer zu haben!


Mit uns lebten 2 Engländer (ein Pärchen) und ein Kanadier (auf dem Bild) mit uns in der Wohnung. Geschlafen haben wir dann zu fünft im Wohnzimmer in 2 Hochbetten und einer Ausziehcouch. Die Engländer hatten ein eigenes kleines Zimmer mit Hochbett.



Geschafft von der Reise haben wir uns erst einmal ins Bett gelegt und es genossen in einem richtigen Bett ein paar Stunden zu schlafen. Gegen Mittag haben wir uns dann zu der "Kirche auf dem Blut" aufgemacht, wo 1918 die letzte Zarenfamilie - Romanov - ermordert wurde.



In der Kirche gab es zudem eine Ausstellung über die Familie Romanov, die im Übrigen durch die russische Kirche heilig gesprochen wurde. Nach deren Besichtigung ging es weiter ins Stadtzentrum um uns dort mit anderen deutschen Studenten (Peter, Britta und Judith) von der EUFH zu treffen.


Bei einem Essen im Café konnten wir dann Eindrücke und Erfahrungen über Russland austauschen - was sehr interessant war, da wir dich teilweise recht unterschiedliche Erfahrungen mit Russen gemacht haben. Weiter ging es dann mit einem Spaziergang am Flussufer entlang zu einer überdimensionalen Tastatur, der Universität in Jekaterinburg und schließlich auch zum Wohnheim. Wir können uns in Moskau wirklich glücklich schätzen, dass wir unsere Duschen und Toiletten nicht mit dem ganzen Flur teilen müssen.



Dienstag, 03. November


Nach der Nacht im Hostel stand ein Besuch im Geologischen Museum auf dem Plan. Da dieses zu unserem Unglück für Renovierungsarbeiten geschlossen hatte, entschieden wir uns zu einem Besuch im Einkaufszentrum ZUM. Als auch dieses dann zur Renovierung geschlossen hatte mussten wir unsere Pläne noch einmal überdenken. Letztendlich sind wir im Mineralienmuseum gelandet, welches wirklich beeindruckende Steine zu seiner Sammlung zählen konnte. Nach einem kleinen Stadtbummel ging es dann zurück ins Hostel und von daaus zum Bahnhof. Wie es der Zufall so will, wollten nicht nur wir an diesem Abend eine Reise nach Kazan antreten, sondern auch Judith, Peter, Britta und einige andere russische Freunde, die sich am nächsten Tag das Fußballspiel Kazan-Barcelona ansehen wollten. In der Wartehalle des Bahnhofs konnten wir noch einmal hautnah den russischen Kontrollzwang und die Willkür, die manche Sicherheitsleute an den Tag legen, erleben. Zum Betreten des Wartesaals mussten manche Passagiere - uns eingeschlossen - ihre Tickets vorzeigen, bei anderen wurde es dann wiederum vergessen...naja.


Mittwoch, 04. November


Nach 14 Stunden Zugfahrt kamen wir Vormittags in Kazan an. Für mich war die Stadt von Anfang an sehr beeindruckend. Direkt vom Bahnhof aus, konnte man zu Fuß viele Sehenswürdigkeiten erreichen und davon gibt es in Kazan viele. Neben dem Kreml und der Einkaufsstraße, die an vergangene Zeiten erinnert hab ich mich vorallem auch an dem vielen Schnee erfreut. Leider war der Kanal noch nicht ganz zugefroren, so dass wir leider kein Ice-Skating wagen konnten.



Gegen Abend wollten wir uns dann noch einmal mit den anderen Deutschen treffen und uns verabschieden. Dies taten wir dann auch in einem Restaurant mit tatarischer Küche, die wir gerne probiern wollten. Leider war dies nicht die beste Idee des Tages, da neben dem sehr schlechten Service für meinen Geschmack auch das Essen nicht gut war. So sind wir dann - ohne auch nur einen Rubel Trinkgeld zu bezahlen - auf zum Zug, um unsere letzte Nacht dort zu verbringen. Dieses Mal allerdings in einem eigenen Abteil (2. Klasse)! Wie begeistert wir von dem "Luxus" waren, sieht man auf dem Video:




13 Stunden später waren wir alle froh in unserem neuen/alten zu Hause angekommen zu sein: Moskau!


Der Tripp war für uns alle eine interessante und bestimmt auch prägende Erfahrung. Noch nie war ich soweit von zu Hause weg, habe so viele unterschiedliche Leute kennengelernt, Plätze gesehen und mit Sicherheit mussten wir uns noch nie so sehr in der Hygiene einschränken ;) Trotz einiger Einschränkungen bin ich sehr froh die Reise angetreten zu haben und würde auch allen Russlandreisenden etwas in der Art empfehlen.